Kemnath. (stg) Berührungsängste nehmen und das Kennenlernen fördern – darum ging es beim Informationsabend über die Situation der Flüchtlinge und Asylbewerber im Kemnather Land. Es zeigte sich: Die Bereitschaft zu helfen ist groß wie die Unwissenheit.
Zum Termin hatte die Stadt eingeladen. Im Mehrzweckraum der Grundschule hieß dritte Bürgermeisterin Heidrun Schelzke-Deubzer neben zahlreichen Zuhörern sowie vielen in der Region untergebrachten Flüchtlingen als Referenten Angelika Würner von der AWO sowie Julia Zeitler von der Caritas willkommen. Die Moderation übernahm Christine Schubert.
Angelika Würner betonte, dass die AWO bei Ankunft der Asylbewerber im Landkreis erst einmal „Ansprechpartner für alles“ sei. Aus der Praxis berichtete sie, worauf geachtet werden muss und wie scheinbare Selbstverständlichkeiten dann doch Probleme bereiten. Überall, wo Flüchtlinge untergebracht seien, sei die AWO bestrebt, „Helferkreise“ aus der Bevölkerung zu finden. Dabei gehe es beispielsweise um Fahrdienste, gemeinsame Einkäufe oder Freizeitgestaltung. In Kemnath befinde man sich auf einem sehr guten Weg.
„Man hört viel, aber weiß wenig“, fasste Julia Zeitler zusammen. Es gebe viel Unwissenheit über die Lage der Flüchtlinge. Gelegentlich werde man mit „haarsträubenden Ansichten“ konfrontiert, beispielsweise bei der Frage, was Asylbewerber in Deutschland finanziell bekommen. Am Jahresende werden es schätzungsweise 200 000 Menschen sein, die 2014 nach Deutschland gekommen sind, erklärte Zeitler. Rund 27 Prozent der Flüchtlinge seien Syrer.
Zeitler erläuterte, dass ein Asylverfahren eigentlich sechs Monate dauern sollte, in der Realität werden es aber eher eineinhalb bis zwei Jahren. Sie erläuterte rechtliche Aspekte wie die Residenzpflicht, Beschäftigungsaufnahme oder auch Krankenversicherung und stellte diese Theorie der oft komplizierten Realität gegenüber. In der Diskussion ging es um konkrete Hilfsangebote sowie um Nachfragen zu rechtlichen Aspekten.
Quelle: Der Neue Tag – 23.12.2014