Freiwilligendienst bei den Wohlfahrtsverbänden auch als Chance sehen

AWO-Kreisvorsitzender Erich Köllner und Geschäftsführerin Hannelore Bienlein-Holl hoffen auf viele Bewerbungen für den Bundesfreiwilligendienst. „Bei uns stehen die Türen offen.“

Die Lage ist prekär. Ohne „Zivis“ können die Wohlfahrtsverbände ihre Leistungen wohl nicht mehr im gewohnten Umfang anbieten. Jetzt ruht die Hoffnung auf den neu geschaffenen Bundesfreiwilligendienst. Damit sollen die Lücken geschlossen werden.

„Für die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis waren, Zivis‘ nahezu unverzichtbar“, wie Kreisvorsitzender Erich Köllner und Geschäftsführerin Hannelore Bienlein-Holl betonen. Ob nun für Essen auf Rädern, Betreuung von Senioren oder dem mobilen sozialen Hilfsdienst – überall waren die jungen Männer im Einsatz.

Rund 400 Bewerbungen gab es früher für die Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt in ganz Bayern. „Heute sind es gerade noch 20“, weiß Bienlein- Holl, die jetzt alle Hoffnungen auf den Bundesfreiwilligendienst richtet.

Angesprochen werden hier von Jungen und Mädchen über Frauen und Männer bis zu Senioren alle, die gemeinnützig im sozialen und ökologischen Bereich, aber auch in weiteren Feldern wie Sport, Integration, Kultur und Bildung sowie im Zivil und Katastrophenschutz ehrenamtlich mitwirken wollen.

Das Engagement soll soziale, kulturelle und ökologische Kompetenzen vermitteln und das Verantwortungsbewusstsein für das Allgemeinwohl stärken. Junge Menschen haben die Möglichkeit, nach Beendigung der Schule bei der Arbeiterwohlfahrt ein Jahr lang freiwillig so einen Dienst zu absolvieren. Dabei handelt es sich um eine Vollzeitbeschäftigung (38,5 Stunden), die mit 330 Euro monatlich plus Verpflegung oder entsprechende Entschädigung honoriert wird. Während dieser Zeit erfolgt auch die Kindergeldzahlung bis zum Alter von 25 Jahren unabhängig vom Einkommen.

„Gerade Jugendliche haben damit eine gute Chance, sich das nötige Rüstzeug aus der Praxis für einen sozialen Beruf zu erwerben“, so Erich Köllner. Auch spezielle Bildungstage gehörten zum Angebot. Schließlich könne der freiwillige Einsatz auch als Praktikum und zur Überbrückung von Wartezeiten, etwa im Studium, genutzt werden. „Diese Zeit wird zudem mit einem eigenen Zeugnis bestätigt, die für künftige Bewerbungen von Vorteil sein kann.“ Nach zwölf Monaten Bundesfreiwilligendienst entsteht bereits ein Anspruch auf Arbeitslosengeld, da mit den Sozialabgaben auch in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt wird.

Das Bewusstsein für Schwierigkeiten und Handicaps im täglichen Leben werde dadurch geschärft. Gleichzeitig ermögliche es dieser Einsatz vielen Betreuten, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

Eine Altersgrenze für die „Bundesfreiwilligen“ nach oben gibt es nicht. Gerade ältere Menschen, die ihr Leben noch sinnvoll gestalten wollen, seien oft froh, wenn sie gebraucht werden. Wer also Zeit und Lust hat, Fahrdienste für ältere, behinderte oder kranke Menschen zu übernehmen oder sie einfach zu betreuen, ihnen vorzulesen, mit ihnen spazieren zu gehen, zuzuhören oder auch einmal im Haushalt zu helfen, kann sich gerne an die AWO-Bürgerhilfsstelle in Mitterteich unter Telefon 09633/ 3888 wenden.

Quelle: „Der Neue Tag – 01.07.11“