Der neue AWO-Laden boomt kurz nach Eröffnung – Sortiment rein aus Spenden
Kemnath. (fle) „Unsere Tür steht für jeden offen“, betont AWO-Geschäftsführerin Angelika Würner energisch, wenn sie über den neuen „Bunten AWO-Laden“ in Kemnath spricht. Damit tritt sie kurz nach der Eröffnung den in der Stadt kursierenden Gerüchten entgegen, wonach nur Bedürftige dort einkaufen dürften oder ein entsprechender Berechtigungsschein nötig wäre.
„Dieser ist nur für die Tafel notwendig, die in Kürze in einem separaten Bereich des Geschäfts angesiedelt wird“, stellt sie klar. Das ist aber schon das einzig kleinere Ärgernis, mit dem sich die Verantwortlichen momentan herumschlagen müssen, denn ansonsten übertrifft das neue Geschäft bisher jegliche Erwartungen.
Die ursprüngliche Geschäftsidee entsprang den Gedanken und Planungen des Vorsitzenden des Ortsvereins Westlicher Landkreis, Alfred Schuster, der sich vom Erfolg des Mitterteicher AWO-Ladens angestachelt fühlte. „In Mitterteich suchen Flohmarktgänger und Schulprojekte den Laden genauso auf wie Hilfebedürftige. Von einer Hemmschwelle kann dort nicht mehr gesprochen werden“, zeichnet er den AWO-Boom dort nach und hofft für Kemnath auf einen ähnlichen Effekt.
Bei der Fülle angebotener Produkte seien nach wie vor Kinderklamotten das A und O. Und der Auftakt macht Mut: „Wir benötigen bereits Nachschub, da sich in den ersten Tagen schon vor der Öffnung des Ladens eine lange Schlange an der Eingangstür bildete“, berichet Leiterin Gisela Kirchmann. Und Würner schiebt mit einem schmunzeln hinterher, dass die örtlich ansässigen Krankenschwestern bereits mit einer Notfallnummer ausgestattet seien, falls im Laden einmal eine zusätzliche Arbeitskraft benötigt werden sollte.
Wohltätige Verwendung
Der Erlös des „Bunten AWO-Ladens“ wird für zwei Teilzeitkräfte, die Ladenmiete und eine zusätzliche Arbeitskraft auf 400 Euro-Basis verwendet. Sollte Gewinn erwirtschaftet werden, profitiert der Ortsverein des Westlichen Landkreises. Als Beispiel für die Verwendung der Überschüsse blickt die AWO-Geschäftsführerin wieder zum Vorbild nach Mitterteich. „Dort finanzieren wir eine kostenlose Kindererholung für bedürftige Familien oder für Alleinerziehende, die einen Schicksalsschlag zu verkraften hatten“, berichtet Würner.
Schönes für wenig Geld
Verkauft wird in Kemnath so ziemlich alles, was dem Laden als Spende zukommt. Nichts wurde hinzugekauft, sondern jedes Teil von Privatleuten überlassen. „Nicht nur die Nachfrage ist riesig, sondern auch das Angebot der Bevölkerung ist enorm“, freut sich Angelika Würner. Viele Klamotten, Spielsachen oder auch Möbel seien zu schade zum Wegwerfen und würden daher einem guten Zweck anvertraut.
Wenn Familien ihre Kinderplanung abgeschlossen hätten und der Nachwuchs den Klamotten entwachsen sei, brächten sie die aussortierten Sachen in den Laden anstatt sie zu entsorgen. „Bei uns gibt es schöne Sachen für wenig Geld“, wirbt Leiterin Kirchmann mit einem zusätzlichen Verweis darauf, dass sich beispielsweise Schulsachen nie ändern und stets benötigt würden. Einen positiven Nebeneffekt erhoffen sich die Betreiber gegen die in der Gesellschaft ausgeprägte „Wegwerfmentalität“ und eine größere Wertschätzung für ausgediente Gegenstände.
Neben dem Motto „Von der Bevölkerung für die Bevölkerung“ haben die AWO-Verantwortlichen nun eine weitere Möglichkeit zu internen Umsiedlungen. „Wenn es einer Krankenschwester nach einer schweren Verletzung oder Erkrankung nicht mehr möglich ist, in der ambulanten Pflege tätig zu sein, können wir sie in den Läden als Halbtageskraft weiter beschäftigen“, erklärt Würner stolz. Allgemein sei die Nachfrage nach Verkäuferinnen riesig gewesen.
Die AWO-Geschäftsführung hofft nun, dass sich schnellstmöglcih eine Stammkundschaft sowohl zum Bringen als auch zum Abholen etabliert. „Wer seine Wohnung oder ein Geschäft auflöst, braucht keinerlei Hemmungen zu haben, uns zu kontaktieren. Wir holen und liefern auch, sofern vorher eine Terminabsprache erfolgt“, reicht Geschäftsführerin Angelika Würner den Kemnathern abschließend die Hand.
Der Neue Tag – 10.10.2013