Nach wie vor ungebrochen sei bei vielen ehrenamtlichen Helfern das Engagement für die im Landkreis untergebrachten Flüchtlinge. Dies betonte jetzt AWO-Geschäftsführerin Angelika Würner. In Mitterteich empfing sie MdB Uli Grötsch und weitere Gäste zu einem Gespräch über die aktuelle Situation.
„Die wahren Helden in der Betreuung der Flüchtlinge sind unsere Ehrenamtlichen“, sagte Angelika Würner. „Einfach fantastisch, was sie leisten.“ Bei den regelmäßigen Treffen der Helferkreise beobachte sie eine nach wie vor große Hilfsbereitschaft. „Unsere Ehrenamtlichen haben aber auch viele Fragen an die Politik“, so Würner zum SPD-Abgeordneten Uli Grötsch.
Unter den Gästen im „Haus der Pflege“ an der Marktredwitzer Straße waren neben Helfern aus Mitterteich, Waldsassen und Friedenfels auch die Flüchtlinge Diaa Eddin und Khader, die derzeit bei der Familie Steinkohl in Friedenfels untergebracht sind.Für den elfjährigen Diaa Eddin hat die Familie Steinkohl die Vormundschaft beantragt. Er und sein 21-jähriger Bruder sind seit sechs Monaten in Deutschland und kamen am 9. März in die Notunterkunft nach Wiesau.
Integrationsbeauftragter Markus Scharnagl aus Waldsassen berichtete von der Betreuung der 60 Flüchtlinge, die derzeit in der Klosterstadt untergebracht sind. Um sie kümmern sich aktuell 30 ehrenamtliche Kräfte, wobei allein 20 von ihnen Deutschunterricht geben. „Die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer kann nicht hoch genug gewürdigt werden.“ Scharnagl berichtete, dass viele der Flüchtlinge, die aus Balkanländern kamen, bereits wieder abgeschoben wurden. Für die anerkannten Flüchtlinge werden Wohnungen gesucht, wobei die Suche nicht ganz einfach sei.
Hilfe aus Nächstenliebe
Unverständlich nannte Scharnagl, dass für die zentrale Wohnunterkunft mit 72 Plätzen kein Vertreter der Regierung eingeteilt sei. Kritik gab es auch, dass sich der Staat aus der Betreuung der Flüchtlinge heraushalte. Lob zollte er Sonja Schmid als örtliche Betreuerin der Stadt Waldsassen. Angelika Würner zeigte sich überzeugt, dass die Flüchtlingssituation im Landkreis einzig und allein durch den Einsatz der Helfer so entspannt sei. Markus Scharnagl erklärte, dass seine Motivation zum Helfen von seinem christlichen Glauben her komme. „Wir machen das aus Nächstenliebe.“
MdB Uli Grötsch berichtete, dass seine Frau Andrea im heimischen Waidhaus selbst einen Helferkreis leite, dem 20 Personen angehören. „Ich weiß also, wovon ich spreche. Das Thema betrifft mich jeden Tag.“ Allein auf seinem Schreibtisch stapelten sich mittlerweile über 50 Anfragen in Sachen Flüchtlinge. Das Engagement der Ehrenamtlichen in Deutschland sei einzigartig, so Grötsch. „Frau Merkel weiß um die ehrenamtlichen Strukturen in Deutschland. Deswegen hat sie auch gesagt ,Wir schaffen das‘.“
Grötsch ergänzte, dass es auch an einem Bürgermeister persönlich liege, wie es in seinem Ort läuft. „In unserer Region sind wir da sehr gut aufgestellt. Wenn wir überall solche Leute haben wie Sie, dann funktioniert es auch“, so Grötsch zu den versammelten Helfern. Erfreut stellte der Abgeordnete fest, dass trotz des großen Zuzugs von Flüchtlingen in den Landkreis Tirschenreuth die Stimmung nicht gekippt sei. Der Zuzug werde sich im Übrigen wegen der Schließung der Balkanroute nun abschwächen. Ausdrücklich warb er um Verständnis für Behörden, die trotz massiver Kritik hervorragende Arbeit leisteten.
Kein finanzielles Risiko
„Wir sind ein starkes Land“, betonte Grötsch. Deshalb werde man die Situation bewältigen. 1,5 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen, könne das Land stemmen. Auch finanziell gebe es für Deutschland kein Risiko. Allein im vergangenen Jahr habe der Haushaltsüberschuss des Bundes 19 Milliarden Euro betragen. Weiter wusste er, dass für jeden Flüchtling 670 Euro pro Monat bereit gestellt würden. Dieses Geld müssten die Kommunen in München nur abrufen. Grötsch setzte sich dafür ein, die Flüchtlinge auch in ländlichen Regionen zu integrieren. „Nur in Großstädten allein kann es nicht funktionieren.“
Uli Grötsch stellte sich dann den Fragen der ehrenamtlichen Betreuer. Ein Thema war der mögliche Familiennachzug. Grötsch betonte, dass jeder Einzelfall geprüft werde. Er wolle heuer noch nach Beirut reisen, wo in der deutschen Botschaft viele Familien auf ihre Einreisegenehmigung warten. Dabei könne er sich persönlich ein Bild von der Lage machen.
Text: Josef Rosner für Der Neue Tag, Bild: Döhler