
Zu Gast bei der Arbeiterwohlfahrt Tirschenreuth war MdL Annette Karl (Zweite von rechts). Sie informierte sich über die Leistungen der Ambulanten Krankenpflege. Mit dabei waren AWO-Kreisvorsitzender Thomas Döhler (rechts) sowie (von links) stellvertretender Pflegedienstleiter Michael König, Kreisgeschäftsführerin Angelika Würner und Pflegedienstleiterin Bettina Sammet. Bild: Josef Rosner
Nicht gerade rosig ist die Situation bei der Ambulanten Krankenpflege. Die Dienste müssen oft in Vorleistung gehen – und bleiben dann auf den Kosten sitzen. Wie zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt. Die betreut mit 105 Mitarbeitern aktuell über 300 Patienten im Landkreis. Ein großer Kostenfaktor ist dabei der Fuhrpark, der mittlerweile 37 Fahrzeuge umfasst.
Pflegedienstleiterin Bettina Sammet erzählte beim Besuch von MdL Annette Karl, dass der Pflegedienst oft Wochen vorher einspringen muss, bevor die Pflege überhaupt genehmigt wird. „Dann beginnt der Streit um die Bezahlung. Wir müssen helfen, wenn Hilfe geboten ist und können nicht warten, bis die endlos langen Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind.“
Sammet bedauerte, dass selbstständige Leistungen von den Krankenkassen überhaupt nicht oder einfach zu wenig vergütet würden. Auch der Zeitaufwand, um eine Pflege überhaupt organisieren zu können, finde keine Berücksichtigung. Ausdrücklich setzte sie sich für eine schnelle Entschlackung der Bürokratie ein. Derzeit sei zumeist das Gegenteil der Fall. „Wir müssen jeden Schritt, den wir leisten, schriftlich festhalten. Dies ist ein Riesenaufwand.“ Die Arbeiterwohlfahrt müsse nahezu immer in Vorleistung gehen und versuchen, dann die Kosten wieder reinzuholen. „Und wenn die Krankenkassen ablehnen, muss der Patient diese Kosten bezahlen. Falls überhaupt Geld da ist. Wenn nicht, bleiben wir darauf sitzen.“
Auch Geschäftsführerin Angelika Würner nannte die Abrechnungen mit den Krankenkassen die „größten Herausforderungen“. Die Ambulante Krankenpflege sei eine der Haupteinnahmequellen der Arbeiterwohlfahrt. „Wir sind ein Dienstleister und wollen unsere Mitarbeiter allmonatlich pünktlich entlohnen.“
Annette Karl warb dennoch auch um Verständnis für die Krankenkassen. „Die müssen auch sparsam mit ihren Leistungen umgehen. Und wenn die Krankenkassen die Beträge erhöhen, geht das zulasten der Arbeitnehmer.“ Überhaupt nicht einverstanden zeigte sich Sammet mit einer gemeinsamen Ausbildung von Kranken-, Kinder- und Altenpflegern. „Wir brauchen mehr Personal und eine bessere Bezahlung – dann wird der Beruf auch wieder attraktiver“, machte die Sprecherin an einem Beispiel deutlich. Für eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger müsse der Arbeitgeber rund 37 000 Euro aufwenden. „Während der Zeit ist der Azubi aber nur fünf Monate bei uns, den Rest auf Schule.“
Bild und Text: Josef Rosner