„Unsere Kinder träumen schon nach vorne“, dies war der einhellige Tenor der sechs anerkannten Flüchtlinge, die jetzt im Mehrgenerationenhaus über ihre Flucht und ihr Ankommen in Mitterteich berichteten.

Die Volkshochschule hatte mit dem Netzwerk Inklusion zum Thema „Neue Heimat Mitterteich – Chancen, Hindernisse und Perspektiven“ eingeladen. Die Diskussionsrunde war die Fortsetzung der Tagesfahrt im Juni, als das Stiftland unter die Lupe genommen wurde.
Maßgeblich gestaltet wurde der Abend vom Migrationsberater der Arbeiterwohlfahrt, Jürgen Kirchmann, sowie den sechs anerkannten Flüchtlingen aus Syrien, Eritrea und Iran: Mohammad Habash, Yonas Fekadu, Hamid Majid, Radwan Radwan und Isa Rouzkhosh kamen mit Teilnehmern aus dem Stiftland ins Gespräch. Die Veranstaltung wurde gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“. Christina Ponader (Netzwerk Inklusion) sprach von einer politischen Bildungsveranstaltung.

AWO mit herausragender Leistung

Zweiter Bürgermeister Stefan Grillmeier stellte alle Beteiligten bei der Integration der Flüchtlinge heraus – auch vor dem Hintergrund, dass hinter den Flüchtlingen viele einschneidende Erlebnisse liegen. Vor allem der Arbeiterwohlfahrt bescheinigte der Sprecher in der Hochphase der Flüchtlingswelle eine herausragende Leistung. In Mitterteich seien einige Flüchtlinge bereits bestens integriert, etwa bei der Feuerwehr. Friedrich Wölfl zeigte sich irritiert, dass zur Veranstaltung auch alle Mitterteicher Stadträte eingeladen waren, aber bis auf Stefan Grillmeier niemand erschienen war. In lockerer Runde wurden dann Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert.
Ein wichtiger Zugang ist die Beratungsstelle in Mitterteich über die AWO. Besonders hervorzuheben ist das Engagement von Angelika Würner, die sich seit Anfang der Flüchtlingsbewegung zuständig gefühlt und viele Familien und Einzelpersonen betreut habe. Die AWO hilft bei Zugängen zu Vereinen und auch beim Gang zu Ämtern, Ärzten oder Betrieben oder bei der Anmeldung für Führerschein- und Sprachkurse.

In früheren Berufen tätig

Beeindruckend waren die Lebenswege der Gesprächspartner. Alle haben inzwischen die Sprachprüfung B1 erfolgreich abgelegt, was ihnen bei der Arbeitssuche entscheidende Vorteile bringe. Einige der neuen Mitterteicher üben ihren früheren Beruf hier aus, etwa ein Betonbauer oder ein Lkw-Fahrer. Andere suchen noch einen Job oder einen Platz für ein Praktikum. Sprache, Job, Wohnung und soziale Kontakte zur Bevölkerung seien die Voraussetzungen, um Fuß fassen zu können. Natürlich war die Flucht ein Thema. Durch die für Kinder nicht verständliche Entwurzelung, die teils sehr gefährliche Reise und die Kriegserfahrungen im Heimatland seien viele Neuankömmlinge noch traumatisiert. Umso wichtiger sei ihnen allen hier das Thema Sicherheit: Frei von Bedrohung durch Krieg, Polizei und Geheimdiensten oder Folterandrohungen und einfach „leben“ können, mit einem funktionierenden Gesundheitswesen, zuverlässigen Behörden und Bildungsmöglichkeiten. Alle Geflüchteten berichteten sehr positiv vom Leben im Stiftland. Natürlich seien die Arbeitsmöglichkeiten begrenzt. Der Zugang zu Ansprechpartnern, Wohnung, Kindergarten und Schule, Vereinen und Organisationen sei aber wesentlich leichter. Jürgen Kirchmann zeigte sich mit der Zusammenarbeit mit Job-Center, Kreisbehörden, Sozialeinrichtungen und Stadtverwaltung sehr zufrieden.

Chancen Hindernisse und Perspektiven

In kleinem Kreis trafen sich die sechs Flüchtlinge mit Gästen im Cafe des Mehrgenerationenhauses, wo sie anschaulich ihre Flucht aus den Kriegsgebieten nach Deutschland und hier insbesondere nach Mitterteich schilderten. Mit dabei (von links) Zweiter Bürgermeister Stefan Grillmeier und Christina Ponader (Netzwerk Inklusion).

Chancen Hindernisse und Perspektiven

Sechs Flüchtlinge schilderten eindrucksvoll ihre Erlebnis aus den Kriegsgebieten, bis sie im fernen Deutschland ankamen. Mitterteich soll dabei ihre neue Heimat werden. Mit dabei Friedrich Wölfl (Vierter von links), der im Rahmen der Volkshochschule diesen Dialog mit initiiert hatte., sowie Jürgen Kirchmann (rechts) von der AWO.

Bilder: Josef Rosner für onetz.de