Über Facebook machte die AWO in Mitterteich auf sich aufmerksam. Ambulante Krankenschwestern brauchen genügend Schutzkleidung, damit sie selbst und auch andere gesund bleiben.
Angelika Würner, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes in Tirschenreuth, wandte sich am 22. März an die Öffentlichkeit mit einem Aufruf bei Facebook: „Die Corona-Lage in Mitterteich hat sich nochmals drastisch seit Freitag verschlechtert. Unser AWO-Team könnte eine Portion Schutzmasken gebrauchen, falls jemand etwas übrig hat, würden wir uns mega darüber freuen. Des Weiteren brauchen wir ebenfalls Schutzkittel. Helfen Sie alle mit, damit unser Personal gesund bleibt und Menschen versorgen kann.“ Der Beitrag wurde rund 450 Mal geteilt. Was folgte, war eine Welle der Hilfsbereitschaft.
„Ich bin jedem so dankbar“
Es meldeten sich zahlreiche Menschen aus der Region. „Es gab sogar Hilfsangebote aus Rehau und Hof. Die Rückmeldung war gigantisch. Es ist eine Resonanz, die bis heute anhält. Ich bin jedem so dankbar.“ So kamen Menschen auf die AWO zu, die hochwertige Masken und Einweg-Kittel aus ihrem privaten Hausgebrauch verschenkten. „Auch das Landratsamt hat uns am Dienstagabend mit 30 Masken und 6 Flaschen Desinfektionsmitteln versorgt“, berichtet Würner auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Selbstgenähter Mundschutz
Fleißige Näherinnen aus der Umgebung haben Mundschutzmasken genäht. „Die haben wir auch an unsere Senioren im betreuten Wohnen verteilt, damit sie sich sicher fühlen, zum Beispiel wenn sie raus gehen zum Briefkasten oder spazieren wollen“, sagt Würner. Weiterhin werden die selbstgenähten Masken von Einkäufern der AWO oder Fahrern, die Essen auf Rädern verteilen, genutzt. „Wir merken, dass der Bedarf an warmen Mahlzeiten gestiegen ist“, erklärt die Geschäftsführerin.
Was die Schutzkleidung und -mittel angeht, sagt sie: „Es gibt ja nichts mehr zu kaufen.“ Zwar hatte sich die Arbeiterwohlfahrt in Mitterteich schon allein wegen der Grippewelle mit entsprechenden Arbeitsmaterialien versorgt, aber: „In Mitterteich ist ja inzwischen der Corona-Hotspot.“ Mitarbeiter der AWO pflegen landkreisweit Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit befinde sich aber in Mitterteich. „Unsere ambulanten Krankenschwestern sind den Patienten ja sehr nah.“
Ein Problem dabei ist, dass gerade die Pflegekräfte häufig nicht wissen, ob einer ihrer Klienten auch ein Covid-19-Patient ist. „Das wird uns aus Datenschutzgründen nicht weitergeleitet. Wenn uns ein Angehöriger nicht informiert, wissen wir nicht, ob die Personen krank sind.“ Würner hat das Gefühl, dass in dem Chaos der Coronakrise vor allem ambulante Pflegedienste vergessen wurden. „Wir müssen zu jedem Patienten rein“, erklärt sie. Würner weiß, dass gerade Senioren die Coronakrise besonders trifft. „Wir merken, dass es bei manchen unserer Klienten schon auf die Psyche geht.“ Gerade die Ausgangssperre und -beschränkungen, sorgen dafür, dass den betroffenen Menschen die soziale Ansprache fehlt. „Viele können nicht mehr ins Café, in die Kirche oder auf den Friedhof. Wir kommen zu vielen Menschen, die auf der Couch liegen und schlafen.“
Gemeinsames Kaffeetrinken oder Spielenachmittage mit den Klienten könnten die ambulanten Kräfte nur leisten, wenn ausreichend Schutzkleidung vorhanden ist. Jedoch sind die Krankenschwestern angewiesen nach jedem Patientenkontakt Einweg-Schutzkittel und Schutzmasken zu wechseln, um sicher zu gehen, dass das Virus keinesfalls weitergetragen wird.
Jeder Tag wird neu sortiert
Der Bedarf an diesen hochwertigen Materialien ist groß: „Da leben wir von Tag zu Tag. Von den Virusmasken brauchen wir täglich etwa 30 bis 40 Stück, von den Schutzkitteln etwa 20.“ Um sich selbst und auch andere zu schützen, sucht das Team der Arbeiterwohlfahrt daher weiter nach Materialien wie Einweg-Schutzkittel, Schutzmasken, Mundschutz, Desinfektionstücher und Desinfektionsmittel.
„Wir nehmen alles, was wir kriegen können. Und wenn es kleine Flaschen mit Handdesinfektionsmittel sind“, betont Würner. Jeden Tag sortiert sich die AWO Mitterteich neu und versucht, mit der außergewöhnlichen Situation umzugehen. Daher hofft die Geschäftsführerin, dass die Hilfsbereitschaft der Leute weiter anhält, um den notwendigen Bedarf zu decken. „Wir wissen ja nicht, wie lange das geht. Wir wollen ja die Leute auch in Zukunft versorgen.“
Bild & Text: Josef Rosner für onetz.de