Als Altenpflegehelfer ist er bei Kollegen und Patienten geschätzt. Dabei sprach Yonas Fekadu vor ein paar Jahren noch kein Wort Deutsch. Heute lebt der Eritreer in Mitterteich gut integriert. Nicht nur beruflich hat er Grund zur Freude.
Yonas Fekadu strahlt: Der 42-Jährige hat seine einjährige Ausbildung zum Altenpflegefachhelfer erfolgreich absolviert. Er ist seit 1. September fester Teil des 36-köpfigen Pflegeteams der Arbeiterwohlfahrt, die ihren Sitz im „AWO-Haus der Pflege“ in der Marktredwitzer Straße hat. „Yonas hat sich bestens bei uns im Team integriert. Er ist bei seinen Arbeitskollegen und Patienten gleichermaßen beliebt“, lobt Pflegedienstleiter Michael König seinen Mitarbeiter, der die praktische Prüfung mit 1,0 bestanden hat. Respekt und Anerkennung sind ihm da sicher.
Flucht ohne Familie
Hinter Yonas Fekadu liegt eine lange Odyssee. Geboren wurde er 1979 in Asmara, der Hauptstadt von Eritrea in Ostafrika. Nach zehnjähriger Schulzeit bis zum Realschulabschluss leistete er den Militärdienst und arbeitete in der Bildbearbeitung in der Hafenstadt Assab. Im Frühjahr 2015 entschloss er sich ohne Frau und Tochter zur Flucht aus Eritrea. Mit drei weiteren Personen machte er sich zu Fuß auf nach Äthiopien, drei Tage waren sie unterwegs. Weiter ging es nach Sudan und Ägypten. In beiden Ländern lebte das Quartett mehrere Monate, bis sich endlich die Möglichkeit bot, nach Italien zu gelangen. „Wir waren damals 25 Flüchtlinge auf dem Schiff“, sagt Yonas Fekadu über das erste von vier Transportmitteln über das Meer. „Am Ende waren wir fast hundert Passagiere.“
Der Hafen in Italien hieß Caramino, erinnert er sich noch ganz genau. Von Mai bis Dezember 2016 blieb er in Italien. Dann gelangte er per Flugzeug nach München, lebte vier Monate in Regensburg und kam schließlich nach Neusorg. Seit dieser Zeit wurde der Eritreer von der Migrationsabteilung der Arbeiterwohlfahrt betreut. Seit 2018 lebt Yonas Fekadu mit seiner Familie in Mitterteich, wo es ihm nach eigenen Angaben super gefällt. Seine Frau Sara, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist, folgte mit den beiden Töchtern Eldana (8) und Elim (2). Erst vor wenigen Tagen erblickte der kleine Stammhalter Eyobed das Licht der Welt und macht das Familienglück perfekt.
Patienten freuen sich
„Ich will den Leuten, die mir geholfen haben, etwas zurückgeben“, begründet Yonas in mittlerweile gutem Deutsch seinen Wunsch, in der Pflege zu arbeiten. Im September 2020 begann er die einjährige Ausbildung zum Altenpflegefachhelfer im Berufsbildungszentrum Erbendorf. Als Ausbildungsbetrieb stellte sich die Ambulante Krankenpflege der Arbeiterwohlfahrt zur Verfügung. „Das war ein Glücksgriff“, sagt sein Chef Michael König. „Unsere Patienten freuen sich, wenn Yonas kommt“, weiß er aus vielen Gesprächen.
Fekadu betreut mit seinen Kollegen insgesamt 23 Patienten in ihrem Zuhause in Mitterteich, Fuchsmühl, Wiesau und Umgebung. Gefragt ist die Grundpflege bei Männern wie Frauen. „Yonas hat sich bewährt, er ist regelrecht in die Aufgabe hineingewachsen. Er ist sehr zuvorkommend“, freut sich Michael König. Für ihn war klar, dass er den Mann aus Eritrea nach erfolgreicher Ausbildung fest zum Stamm der Arbeiterwohlfahrt übernehmen wird. „Er ist eine Bereicherung für unser Team“, verweist er darauf, dass nur zwei Männer dem Pflegeteam angehören.
Dankbar ist Yonas über die Betreuung durch die Arbeiterwohlfahrt, besonders durch Melanie Kleinpeter, die ihn während der gesamten Ausbildungszeit betreut hat, sowie Annalena Fink von der Flüchtlings- und Migrationsabteilung. Kleinpeter, die in der gleichen Zeit ihre Fortbildung zur Praxisanleiterin absolviert hat, ist stolz auf ihren Schützling. Vor allem freut sie sich über die 1,0 in der praktischen Prüfung.
Ein Wunsch ist noch offen
Yonas Fekadu gefällt es in der Kleinstadt Mitterteich. Die deutsche Sprache beherrscht er auch schon sehr gut, nur mit dem Dialekt tut er sich noch schwer. Seine Arbeit macht ihm Spaß. Er hat keine Probleme, wenn sein Dienst einmal morgens um 6.30 Uhr beginnt oder bei der Abendschicht um 15.30 Uhr. Obwohl bislang alles so gut geklappt hat, ist der 42-Jährige nicht ganz zufrieden: Er sucht für sich und seine größer gewordene Familie eine neue Wohnung. Auch dabei will ihm die Arbeiterwohlfahrt helfen.
Bilder & Text: Josef Rosner für onetz.de