Bei der Arbeiterwohlfahrt im Landkreis Tirschenreuth gibt es künftig kein „Essen auf Rädern“ mehr. Rund 70 Kunden sind betroffen. Für den Verein war dieser Schritt aber „alternativlos“.
Für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung war diese Nachricht eine Hiobsbotschaft: Die Arbeiterwohlfahrt hat das Angebot „Essen auf Rädern“ im Landkreis eingestellt. Schon vor einigen Wochen hatte der Verein die rund 70 Kunden über das Ende zum 15. Dezember informiert. Fast 25 Jahre hatte die AWO diesen Service angeboten.
Die Arbeiterwohlfahrt begründet diesen Schritt damit, dass dieses Angebot seit Jahren defizitär sei. „Wir mussten die Reißleine ziehen. Bisher wurde das Defizit zu großen Teilen durch die Erlöse der Ambulanten Krankenpflege ausgeglichen“, erklärt AWO-Geschäftsführerin Heike Laube, die das Gespräch mit Oberpfalz-Medien gesucht hatte. Als zweiten Grund nennt sie den Umstand, dass alle Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt seit September dieses Jahres „dem regional üblichen Entlohnungsniveau angeglichen wurden“. Dies bedeutet mindestens zwölf Euro Mindestlohn. Aktuell zählt die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis 90 Mitarbeiter.
Sechs Mitarbeiter betroffen
Wie AWO-Kreisvorsitzender Edwin Ulrich mitteilt, habe der Kreisverband in Vorleistung gehen müssen, weil die Pflegekassen nicht mehr bezahlten als vorher auch. „Die Politik fordert höhere Löhne und Mindestlöhne, lässt aber uns auf den hohen Pflegekosten sitzen, weil die Pflegekassen nicht mehr bezahlen“, schimpft Ulrich. Nach Mitteilung der Arbeiterwohlfahrt erhöhen sich die Lohnkosten bei der AWO damit um einen mittleren fünfstelligen Betrag. Geld, das erst reinkommen müsse. Zudem, so die Arbeiterwohlfahrt weiter, sorgten die Energiekosten und der Unterhalt des 30 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks für hohe Kosten. „Wir erhalten dafür keine Refinanzierung, also müssen wir diese Kosten anders auffangen“, erklärt Ulrich.
Der Verein muss also Geld sparen und stellt daher das „Essen auf Rädern“ ein. „Wir haben uns von Fachleuten beraten lassen. Sie alle kamen zum Ergebnis, diesen Schnitt jetzt zu machen“, sagt Ulrich. Betroffen davon sind auch sechs Mitarbeiter. Drei werden laut Ulrich weiter von der AWO übernommen, mit den drei anderen laufen „Gespräche mit der Suche nach sozial verträglichen Lösungen“.
Zuletzt wurden rund 70 Personen mit Essen beliefert. Von Montag bis Freitag kamen die Gerichte aus der Küche der Stiftland-Werkstätten St. Elisabeth und am Wochenende von Gastronomen aus der Regionen. Den Transport übernahm die Arbeiterwohlfahrt mit eigenen Fahrzeugen.
Heike Laube versichert, dass die Kunden rechtzeitig informiert worden seien und Gespräche mit anderen Anbietern liefen, um die Versorgungssicherheit für diese Leute sicherzustellen. Geliefert wurde das Essen bis nach Erbendorf. Ein Gericht (gut bürgerliche Küche mit Vor-, Haupt- und Nachspeise) kostete werktags 8,40 Euro und an den Wochenenden 10,60 Euro. „Normalerweise müssten wir pro Essen mindestens 6,50 Euro mehr verlangen, um überhaupt kostendeckend arbeiten zu können“, rechnet die Geschäftsführerin vor.
Noch keine Nachfolgelösung
Daher habe es auch eine Umfrage gegeben, um zu klären, ob die Kunden mit dieser Preiserhöhung einverstanden wären. „Der Großteil war allerdings dagegen“, sagt Laube. Dabei schiebt sie noch einmal nach, dass die AWO wirtschaftlich arbeiten müsse. „Dieser Schritt war alternativlos.“
Die Entscheidung zur Einstellung des Angebots habe der Kreisvorstand in einer Sitzung im November beschlossen. Danach seien die Kunden informiert worden. „Die waren natürlich enttäuscht. Aber wir unterstützen sie auf der Suche nach einer Nachfolgelösung“, verspricht Laube.
Link zum Artikel auf onetz.de: https://www.onetz.de/oberpfalz/mitterteich/awo-stellt-landkreis-tirschenreuth-essen-raedern-id3873172.html
Bild & Text: jr für onetz.de